Interview mit Ahmed Karroum, Straßen.NRW

Ahmed Karroum, Straßen.NRW

Interview mit Ahmed Karroum, Abteilungsleiter Technik und Umwelt bei Straßen.NRW.

 

Im Jahr 2022 haben Sie erwähnt, dass Sie durch die Verkehrsentwicklung vor Herausforderungen stehen. Die Planungs- und Bauprozesse müssen beschleunigt und die Digitalisierung vorangetrieben werden. Auch Deutschland hatte damals mit schweren Überschwemmungen zu kämpfen, die große Auswirkungen auf die Verkehrsinfrastruktur hatten. So mussten zum Beispiel Brücken neu gebaut und stabiler gemacht werden. Wo stehen diese Herausforderungen heute?

Ahmed Karroum:  In 2022 waren die Schadensbilder an der Verkehrsinfrastruktur aufgrund der Starkregenereignisse sehr gravierend und prominent. Wir freuen uns aber sagen zu können, dass Stand heute die Wiederaufbaumaßnahmen von Straßen.NRW weitestgehend abgeschlossen sind - 14 der insgesamt 15 zerstörten Brückenbauwerke wurden bereits fertiggestellt, die letzte in Jülich befindet sich im Bau. Damals hatten wir mit Herausforderungen zu kämpfen, die wir landesweit mit vereinten Kräften und der Unterstützung aus der Politik erfolgreich meistern konnten. Diese Entscheidungen und Erfahrungen mitsamt dem Druck adäquate Beschleunigungen zu erzielen, eröffneten uns im Nachgang zusätzlich neue Wege in unserem alltäglichen Vorgehen, also außerhalb von Katastrophenereignissen. So können wir als Landesbetrieb häufiger funktionale Ausschreibungen tätigen, die den ausführenden Baufirmen mehr Freiräume lassen. Innovations-Potenziale und das wirtschaftliche Know-how der Firmen können so gemeinsam besser genutzt werden - Aufträge werden attraktiver und ein insgesamt höheres Tempo wahrscheinlicher.

Welche neuen Herausforderungen im Infrastrukturbereich sind dazugekommen?

Ahmed Karroum: Es braucht nachhaltige Mobilitätsangebote und funktionierende Verkehrsverbindungen allerorts - Straßen fürs Leben für alle Verkehrsteilnehmenden. Das gelingt nur mit einer effizienten Infrastruktur, die den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gewachsen ist. Da sind der Klimawandel und die veränderten Mobilitätsbedarfe auf der einen Seite zu nennen. Dadurch gewinnt nicht zuletzt der Radwegeausbau zunehmend an Bedeutung; die Sanierung und der Erhalt des bestehenden Verkehrsnetzes, der Substanzerhalt, rücken weiter in den Vordergrund. Wie bekannt sein dürfte, müssen diverse Brücken und Tunnel mittelfristig saniert oder erneuert werden - eine Mammutaufgabe, die das Land, die Regionen und Kommunen bewältigen müssen. Geplante Neubauprojekte dagegen werden hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit und Notwendigkeit noch deutlicher auf den Prüfstand gestellt. Auf der anderen Seite stellen die steigenden Rohstoff- und Baukosten sowie der bundesweite Fachkräftemangel die Branche vor deutliche Herausforderungen, was die wirtschaftliche, nachhaltige und zeitnahe Umsetzung vieler Infrastruktur-Projekte angeht. Vor keiner dieser Herausforderungen können oder dürfen wir die Augen verschließen, sondern müssen tatkräftig nach nachhaltigen und praktikablen Lösungen suchen - selbstverständlich im Schulterschluss mit Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.

 

Welche Innovationen sehen Sie in den letzten 2 Jahren, zum Beispiel im Bereich der Digitalisierung?

Ahmed Karroum: An der Digitalisierung kommt niemand vorbei; das haben wir bei Straßen.NRW verinnerlicht. Ich nenne Ihnen ein paar Beispiele. Für die Überwachung der Sicherheit des Verkehrs im Tunnel und der Tunnelausstattung wurde in Leverkusen die neue Tunnelleitzentrale NRW errichtet. In dem Kontrollraum - voll mit neuester Technik -werden alsbald 24 Landestunnel rund um die Uhr per Video überwacht; die ersten Tunnel sind auf die neue Zentrale bereits aufgeschaltet.

Im Landesbetrieb fördern und entwickeln wir aber auch moderne, IT-gestützte Prozesse und Technologien, zum Beispiel Building Information Modeling (BIM), das Prinzip der Bauwerksdatenmodellierung. Bei dieser Arbeitsmethode fließen digitale Modelle und Informationen über eine Straße, eine Brücke oder einen Tunnel in einen digitalen Zwilling, der uns perspektivisch in Planung, Bau und sämtlichen Anwendungsfällen die Arbeit erleichtern und beschleunigen soll.

Des Weiteren arbeiten wir seit Jahren erfolgreich mit der NWSIB, einer bundesweit einzigartigen Systemdatenbank zur Vorhaltung, Auswertung und Bereitstellung von Straßendaten mit aktuellem Netzbezug. Diese entwickeln wir fortlaufend technisch weiter - so wird der Nutzen sowohl für interne Anwender als auch für Externe ständig vergrößert.

Im Winter 2023/24 haben wir bei Straßen.NRW schließlich damit begonnen, ein neues Einsatzmanagement-System für den Winterdienst zu pilotieren. Unter anderen sollen damit die Einsatzdokumentation und Automatisie­rung von Schnittstellen vereinfacht sowie die Einsatzsteuerung und -dar­stellung verbessert werden.

Welche Rolle spielt nachhaltige Mobilität in ihrer Organisation? (Umweltschutz)

Ahmed Karroum: Straßen.NRW will - auf allen Ebenen - immer nachhaltiger werden. Als umweltfreundliche Ergänzung zum automobilen Verkehr wird u.a. der Ausbau des Radverkehrs intensiv vorangetrieben. Die Radschnellwege in Nordrhein-Westfalen werden einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, insbesondere den Rad- und Fußgängerverkehr gleichwertig neben den öffentlichen Personenverkehr und motorisierten Individualverkehr zu stellen. Insgesamt möchten wir unsere Erhaltungs- und Baumaßnahmen so nachhaltig und langlebig wie möglich planen und umsetzen, auch wenn dies bedeutet, dass die Durchführung einer Baumaßnahme mal länger dauert oder - vertretbar - mehr kostet. Eine gute Qualität unserer Bundes- und Landesstraßen sowie Bauwerke und Radwege garantiert im Bestfall für Jahrzehnte eine komfortable Nutzung und macht nachhaltige Mobilität möglich. Als moderner Dienstleister und großer Arbeitgeber befürworten wir selbstverständlich die Nutzung umweltverträglicher Verkehrsmittel und des ÖPNV bei Dienstreisen und für den Weg zur Arbeit. Wir haben beispielsweise schon viele E-Autos und E-Fahrräder für den dienstlichen Gebrauch angeschafft. Zudem testen wir in unseren Straßen­meistereien nachhaltige Arbeitsmittel für den Straßen­betriebs­dienst und setzen diese gezielt in unserem Tagesgeschäft ein. An den Straßen.NRW-Standorten werden wir nach und nach immer mehr E-Ladesäulen aufstellen und den E-Fuhrpark weiter ausbauen.

 

Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, Partner der Messe InfraTech zu sein?

Ahmed Karroum: Als Straßenbauverwaltung und langjähriger Partner der Infrastruktur-Branche möchten wir dieses Messeformat gerne unterstützen und den Charakter der Messe mitgestalten. Mit den Bauunternehmen, Ingenieurbüros, Hochschulen und Verbänden im Gespräch zu bleiben, eine Plattform für Produktvorstellungen, Austausch- und Netzwerkmöglichkeiten zu haben und den "Blick über den Tellerrand" zu ermöglichen - das ist für die Akteure der Branche von großer Wichtigkeit, um die Infrastruktur jetzt und in Zukunft nachhaltig, leistungsstark und bedarfsorientiert planen, bauen und erhalten zu können. Auf der InfraTech können unter anderem Innovationen präsentiert und neue Geschäftsbeziehungen auf- oder bestehende ausgebaut werden.

 

Wen würden Sie gerne auf der Messe treffen?

Ahmed Karroum: In erster Linie hoffe ich darauf, Partner aus der Infrastruktur-Branche zu treffen, aus anderen Verwaltungen, der Industrie und Wirtschaft, aber auch aus der Wissenschaft. Vielleicht auch das ein oder andere bekannte Gesicht. Auf der InfraTech bietet sich eine gute Gelegenheit, sich innerhalb eines fachlichen Rahmens auszutauschen. Wenn vielversprechende Bewerberinnen und Bewerber an unserem Stand vorbeikämen, so würde ich mich persönlich auch darüber freuen - wir suchen fortlaufend qualifiziertes Personal. Bedarfsgerechte, nachhaltige Mobilität heute, morgen und bis in die Zukunft zu ermöglichen, ist eine fordernde und vielfältige Aufgabe. 

 






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